Operette Pique Dame



Pique Dame

komische Operette in 2 Akten 
Text von S. S. (Sigmund Schlesinger?)
Uraufführung 20. Juni 1864, Thalia Theater Graz
Pique Dame basiert auf der erst zwei Jahre zuvor, am 26. April 1862 im Theater am Franz-Josefs-Kai uraufgeführten Operette Die Kartenschlägerin. Dieser war kein Erfolg beschieden; bereits nach drei Aufführungen wurde das einaktige Werk aus dem Spielplan genommen. Der Grund des Misserfolges war sicher, wie so oft bei Suppé, ein schlechtes Textbuch, aber auch der Musik wird u. a. bescheinigt, "sich nicht innerhalb der Grenzen der eigentlichen Operette zu bescheiden", was immer man in den Kindertagen der Operette darunter verstehen wollte. Für das Grazer Thalia Theater schrieb Suppé die Operette um. Das Engagement für Graz vermittelte Karl Millöcker, der dem Theater als Kapellmeister verbunden war und als ehemaliger Schüler Suppés sich diesem verpflichtet sah. Für die Umarbeitung wurde ein neuer Librettist gefunden (der erste war anonym, vom zweiten sind auch nur die Initialen S.S. bekannt), das Werk von einem Akt auf zwei erweitert, ohne dass die Anzahl an musikalischen Nummern, nämlich neun, wesentlich mehr geworden wären und der Titel in Pique Dame geändert. Ob der Titel auf Alexander Puschkins 1834 erschienener gleichnamigen Erzählung Bezug nimmt, ist nicht sicher, die Handlung tut es jedenfalls nicht. Sie ist eher banal und wenig originell, sodass auch diese Grazer Neufassung kein Erfolg wurde und es auch nie zu einer Aufführung in Wien kam.

Inhalt

Warum das Stück gerade in Köln spielt, ist völlig unklar. Emil, ein junger Leutnant, der gleichzeitig auch Komponist ist, ist in Hedwig, der Tochter einer reichen Witwe verliebt. Judith, eine Wahrsagerin, die Emil für seine Mutter hält, eröffnet ihm, dass sie ihn nur an Kindes statt angenommen hat. Ihr erzählt Emil von seiner noch platonischen Liebe zu Hedwig. Aber auch Fabian Muker, ein reicher Privatier und Hedwigs Vormund, ist hinter ihr her. Emil hat sich durch ein Darlehen, das er nicht zurückzahlen kann, in seine Hand begeben. Judith verschreckt Muker beim Wahrsagen aus den Karten mit der Pique Dame und daraus resultierenden üblen Prohpezeiungen und lockt ihn auf einen Kostümball. Dort wird Muker nach allerei Scherzen als Schürzenjäger in einer Verführungsszene, die an Robert le diable erinnert, bloßgestellt. Judith lüftet das Geheimnis: Emil ist Mukers Neffe und bekommt von diesem die ihm vorenthaltene Erbschaft ausbezahlt und erobert zum guten Happy End natürlich auch Hedwigs Herz.

Musik

Charakteristisch für das kleine Werk ist, dass Suppé offenbar wirklich nicht wusste, wo "die Grenzen der eigentlichen Operette" (siehe Vorwurf oben) zu sein haben. Das konnte man ja eigentlich bei dieser seiner zweiten (bezogen auf die Urfassung) Operette noch nicht erwarten, zumal ja nur vorgegeben war, was es nicht sein sollte: keine bloße Nachahmung Offenbachs, keine Posse (mehr) und keine Oper. Also war es irgendwo von allem etwas. Da gibt es das (parodierte) romantische Lied, ein Duett, das einer ernsten romantischen Oper entsprungen sein könnte und eines in bester italienischer operá buffo-Manier, dann (in modernem Sinn) wirklich operettenhaftes in Form von Exotik, in diesem Fall spanisches Folklorit und offenbach'scher Cancan. Ein weiterer Vorwurf aus bereits oben zitierter Kritik (die allerdings auf die Urfassung Bezug nimmt), dass "...die Operette nicht eine Nummer auf(zu)weisen (hätte), die einer besonderen Erwähnung wert wäre", trifft zumindest auf die Umarbeitung nicht zu. Sehr schön ist ein Duett zwischen Judith und Muker und herausragend gar das Chorstück mit spanischem Folklorit, das Suppé später nochmals im Boccaccio verwendet hat und dort allerdings als italienisches Folklorit (!!) herhalten muss. Schön gearbeitet ist auch der Auftakt des zweiten Aktes, in welchem auch der aus der Ouvertüre bekannte Cancan vorkommt, der wiederum in dem zuvor erwähnen Chorstück nochmals variiert wird.


u.a.
Pressestimme

Herr Suppé verfällt jeden Augenblick in den modernen Schreiopernstil. Gar keine Trommel, viel weniger Blech, keine endlosen Nummern, dagegen mehr Zartheit und Feinheit, etwas Humor und Anmut, eine größere Anwendung des Parlandogesanges - und der Erfolg bliebe nicht aus. Gerade Herr Suppé wäre zu diesem Genre berufen wie wenige.

Aus einer Kritik der Wiener Abendpost zur Uraufführung der Kartenschlägerin 1862
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