Operette Bellmann



Bellman

Operette in 3 Akten
Text Moritz West und Ludwig Held
Uraufführung 26. Februar 1887 im Theater an der Wien
 
Carl Michael Bellman. 
Gemälde von Per Krafft d. Ä. 1779
Inhalt

Auf einem belebten Platz in Stockholm am Mälarsee treffen zwei verfeindete Parteien aufeinander; die Hüte treten für einen Krieg Schwedens mit Russland ein, die Mützen sind dagegen. Letztere werfen den Hüten vor, zu den windigen Franzosen zu halten, die Schweden in einen Krieg mit Russland treiben wollen während sie über sich selbst verraten, dass sie mit den Russen gute Geschäfte machen („Uns ist das Gold von Moskau hold“). 

Beide Parteien versuchen, den Dichter Bellman auf ihre Seite zu ziehen; der aber winkt ab; "sein Herz sei zugewandt dem ganzen Vaterland" und im übrigen sei seine Waffe das Lied und nicht der Degen. In dem Lied, das er nun anstimmt, spricht er sich aber dafür aus, dass Mädchen ihr Herz nur einem Mann vergeben sollen, der für sein Vaterland kämpft und dem alten Schwedengott empfiehlt er, nur dem Zecher seinen Wein zu gönnen, der es mit dem Vaterland ebenso hält.

Die Hüte glauben, einen Trumpf mit der Gräfin Ulla in der Hand zu haben. Sie gilt als die neue Favoritin des Königs, hat sich aber geschworen, dem König erst ihre Huld zu gewähren, wenn er den Krieg an Russland erklärt. Bellman meint dazu, der Krieg sei zwar ehrenvoll für Schweden – aber er koste doch viele Millionen und diesen Preis dürfte doch auch diese Gräfin nicht wert sein.

Den vielleicht wahren Kriegsgrund verraten einige Zeit später die beiden Pulverfabrikanten Steen und Funk. Sie stehen kurz vor der Pleite, weil niemand mehr ihr Pulver kaufen will, da es nicht hochgegangen ist. Sie wissen, dass die Gräfin Ulla vom König den Krieg gegen Russland fordert und dass dies den Russen momentan sehr ungelegen kommt, denn diese haben ja ihr Pulver gekauft. Funk und Steen wissen auch, dass die Gräfin derzeit von den Mützen auf ihrem Weg zum König abgefangen und auf einem Schiff festgesetzt wurde. Um ihre eigene Misere zu beheben, wollen Funk und Steen um die Hand von Karin, der Tochter des Häringshändlers und Millionärs Elvegard anhalten, wohl wissend, dass diese mit Bellman verlobt ist und diesen sogar heute noch heiraten soll. Sie versuchen nun vergebens, Elvegard zu überzeugen, dass eine Verbindung seiner Tochter mit dem Dichter seiner Karriere schaden würde.

Gräfin Ulla ist es inzwischen gelungen, den Mützen zu entkommen und ist nun auf der Flucht. Sie trifft auf Bellman, der in ihr die unbekannte Schöne erkennt, in die er sich vor zwei Jahren unsterblich verliebt hatte. Ulla bittet Bellman um Hilfe und der lässt sich, obwohl seine Hochzeit unmittelbar bevorsteht, überreden und bittet Ulla zu sich ins Haus. 

Funk und Steen haben die Szene beobachtet und wittern ihre Chance, einen Skandal heraufzubeschwören, um so doch noch die Hochzeit Bellmans mit Karin zu verhindern. Während der Hochzeitszug noch ohne den Bräutigam heranzieht, provozieren sie durch gezielte Andeutungen die Hochzeitsgäste, so dass diese letztlich Bellmans Haustüre mit Gewalt öffnen und dann Ulla und Bellman zusammen in der Wohnung vorfinden. Der Skandal ist perfekt, Ulla und Bellman müssen nach misslungenen Versuchen, die peinliche Situation als harmlos darzustellen, die Flucht ergreifen.

Auf ihrer Flucht geraten Bellman und Ulla in ein Lager der für Ulla feindlichen Mützen. Sich für den Frieden einsetzend gebärden diese sich als militärisch organsierte, patriotische und kampfbereite Truppe („Kampfbereit zum gerechten Streit“). Bellman ist den Leuten im Lager bekannt, aber Ulla kann sich als dessen gerade angetraute Ehefrau Karin ausgeben.

Ein aufziehender Sturm zwingt Bellman und Ulla, die Gastfreundschaft der Mützen anzunehmen und die Nacht in einem ihrer Zelte zu verbringen. Bellman benützt die Gelegenheit, Ulla zu bedrängen. Er erzählt ihr, wie er von ihr geträumt hat. Ulla gesteht ihm allenfalls zu, seinen Traum nur für diese Nacht zu erfüllen („Der Tag muss ihn vertreiben, ein Traum muss uns’re Liebe bleiben“).

Während Bellman und Ulla ihrem Traum nachhängen, erscheinen Elvegard, seine Frau Tronda und seine Tochter Karin, orientierungslos im Sturm umherirrend. Elvegard wurde im 1. Akt von dem Pulverfabrikanten Funk vorgegaukelt, er würde zum Baron ernannt werden, aber nur, wenn Bellman nicht zu seinem Schwiegersohn werde. Da die Hochzeit nun geplatzt ist, machte sich Elvegard auf den Weg, um die Ernennung zum Baron einzufordern. Nun suchen sie Schutz in einem in der Nähe befindlichen Lager der Lappen. Inzwischen schleichen Ulla und Bellman als Lappen verkleidet aus dem Zelt und schließen sich im Schutz der Dunkelheit einer gerade vorbeiziehenden Gruppe von Lappen an. Indem sie den Lappen, denen sie unbekannt sind, eines ihrer Lieder vorsingen, können sie der Gruppe vortäuschen, echte Lappen zu sein.

Elvegard, Tronda und Karin werden von Wachen der Mützen entdeckt und als vermeintliche Spione vor ihren Kommandanten geschleppt. Als Elvegard sich als solcher zu erkennen gibt und seine Frau und seine Tochter Karin vorstellt, wird er erst recht als Spion verdächtigt, denn Karin war ja vor kurzem mit ihrem neu angetrautem Ehemann Bellman noch hier. Ulla hatte zuvor in ihrer Verkleidung als Lappin den Mützen weisgemacht, dass Karin und Bellman das Lager auf der Suche nach einem Schiff verlassen hätten. Als Elvegard behauptet, jeder Lappe würde ihn erkennen, wird der in der Nähe weilende und ebenfalls als Lappe verkleidete Bellman gefragt, ob er den Herrn kennt und er identifiziert ihn als den Häringshändler Elvegard. Als er Karin identifizieren soll, zögert er - Ulla mischt sich rasch ein und behauptet, Karin sei die Gräfin Ulla. Der Kommandant verlangt nun von der vermeintlichen Gräfin, einen Brief an den König zu schreiben, um ihm mitzuteilen, dass sie ihren Entschluss geändert habe: der Krieg an Russland dürfe nicht erklärt werden, sonst sei sie verloren. 

Der Weg zum König führt aber über‘s Meer. Niemand von den Mützen traut sich bei diesem Sturm, den Brief zu überbringen. Da melden sich Bellman und Ulla freiwillig; sie stürzen sich in die aufgewühlte See, entkommen so ihren Feinden und sorgen sogleich damit, dass die erzwungene Depesche an den König wirkungslos bleibt.

Anlässlich eines Empfangs beim König deutet Ulla gegenüber Bellman an, dass die Entscheidung, Krieg oder Frieden bei ihm liege. Bellman antwortet sofort: „Die Ehre Schwedens verlang den Krieg“ und macht Ulla klar, dass sie ihrer Bestimmung folgen, er aber verzichten müsse. 

Bellman trifft auf die Familie Elvegards, die auf Wunsch der Gräfin Ulla von zwei Offizieren nach Stockholm zurückgebracht wurden. Naturgemäß wollen sie nichts mehr von Bellman wissen, als sie jedoch hören, dass er nun Sekretär des Königs ist, tauen sie allmählich auf. Bellman soll Karin zum König bringen, der die Wünsche ihres Vaters „von ihren schönen Lippen“ vernehmen will. 

Karin kehrt Arm in Arm mit Bellman vom König zurück. Bellman erklärt, Karin habe ihm verziehen; Ulla hätte sie entsprechend aufgeklärt. Kurz darauf verkündet ein Herold unter herbeiströmendem Volk und Militär, die Hüte und Mützen hätten sich versöhnt und würden nun gemeinsam gegen den Feind des Vaterlandes ziehen; der Krieg gegen Rußland sei erklärt. 

Musik

Leider gibt es von diesem Werk außer einem recht durchschnittlichen Marsch keine Einspielung. Dabei kam die Operette bei der Wiener Presse außergewöhnlich gut an. Hervorgehoben wurden vor allem die Ensembles, in denen, wie einer schrieb, „Suppé seine ganze und volle Künstlerschaft entfaltete“ und die so manchem Kritiker besser gefielen als die Einzelnummern. Von letzteren wurden einige aber doch sehr positiv bewertet, so das Schwalben-Quartett und das Lappländer-Lied, (beide unter Verwendung schwedischer Volkslieder), das Duettino der beiden Pulverfabrikanten, ein Couplet des Elvegard im dritten Akt oder das Lied Bellmans in der Introduktion "Lieder zieht hin".

Computerunterstützte Studien der originalen Partitur können die überwiegend positiven Beurteilungen der Presse zur Zeiten der Uraufführung bestätigen. Mehr dazu und auch zum Libretto siehe Bellman – Franz von Suppés kriegerischste Operette.

u.a.
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