Bearbeitung Boccaccio

Boccaccio (Bearbeitungen)
Selbst Boccaccio, dessen Libretto H.D. Roser als "eines der besten Bücher der gesamten Operettenliteratur" bezeichnet, musste mehrfach Bearbeitungen über sich ergehen lassen. Vor allem war es wieder einmal mehr, wie schon bei Fatinitza, die Hosenrolle des Boccaccio, von der man im 20. Jahrhundert glaubte, sie sei nicht mehr zeitgemäß. Einen weiteren Grund, massiv ins Original einzugreifen, sahen die Bearbeiter in dem feinen Schluss der Operette, in welcher Boccaccio dem Prinzen Pietro in einer eilig improvisierten Commedia dell’arte den Spiegel vorhält und so dessen Verzicht auf Fiametta herbeiführt.Dieses Finale, so glaubte man, sei nicht mit dem Publikumsgeschmack nach einem wirbeligen Schluss vereinbar. Während es Ende des 20. Jahrhunderts wieder einige Inszenierungen mit einem Mezzosopran in der Titelrolle gab, wartet man bisher vergeblich auf das Wiedererstehen der Stegreif-Pantomime. Diese ist nicht einmal mehr auf alten und ältesten Schallplattenaufnahmen zu finden.

Die erste weitreichende Bearbeitung stammte von Artur Bodanzky, der diese 1931 für die Metropolitan Opera in New York einrichtete. Er behielt zwar die Hosenrolle bei, ersetzte aber die Dialoge durch Rezitative, was zumeist damit begründet wird, dass zumal Opernsänger Schwierigkeiten mit gesprochenen Dialogen haben und fügte Musik aus Donna Juanita ein. Letztere Änderung scheint aber, wie so häufig, ein Zugeständnis an die Sängerin der Titelrolle gewesen zu sein, der man einen zusätzlichen Koloraturwalzer zu singen gab, wie er so im Original nicht vorkommt.

1935 gab es eine erste Fassung mit einem Tenor in der Titelrolle, und dieser Fassung folgten dann auch Adolf Rott, Friedrich Schreyvogel, Rudolf Kattnig und Anton Paulik mit einer Bearbeitung für das Burgtheater 1951.Während Originaltexte offenbar weitgehend beibehalten wurden, gab es bei dieser Version einige zusätzliche Balletteinlagen. Diese Fassung ist noch heute auf CD erhältlich (Label: Elite Special, Dirigent Anton Paulik).

Gründlich umgestaltet wurde Boccaccio 1950 von Erich Geiger in einer zweiaktigen Neufassung für das Metropoltheater in Berlin, bei der eine Rahmenhandlung geschaffen wurde, in welcher Boccaccio dem Herzog von Florenz seine Streiche in einer Stegreifkommödie darstellt. Und zweimal noch wurde am selben Theater (1958 und 1973) die Operette in jeweils anderer und stark veränderter Fassung inszeniert. Man sieht an diesen Beispielen, dass die Bearbeiter bzw. deren Auftraggeber häufig selbst nicht mit ihren eigenen "Verschlimmbesserungen" zufrieden waren.

Den stärksten Eingriff erlaubte sich Kurt Nachmann. Er löste die drei Akte der Operette in 18 Einzelbilder auf, was dem Bühnenbildner bei den Aufführungen am Gärtnerplatztheater München im Jahr 1956 allerdings Szenenapplaus ob seiner technischen Raffinessen beim Bilderwechsel einbrachte. Auch der musikalische Bearbeiter Carl Michalski tat dem Werk keinen Gefallen. Er glaubte zwar, die Operette durch die Behebung einer der Eigentümlichkeiten Suppés aufzuwerten, indem er den nur in der Ouvertüre vorkommenden langsamen Walzer, jetzt mit dem Text "Rosen für dich" versehen, integrierte, dafür aber verzichtete er u.a. auf das schöne Bettlerduett und das berühmte Undici, dodici, tredici.

u.a.
Share by: