Volksstück Morgen Mittag Abend

Theater in der Josefstadt 1825
Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien

Lokales Gemälde
Text Franz Xaver Told
Uraufführung 26. Februar 1844 im Theater in der Josefstadt, Wien
Bereits vier Jahre nach seiner ersten festen Anstellung am Theater in der Josefstadt gelang Suppé ein erstes kleines Meisterwerk. Und hierbei kam eine Eigenheit von ihm zutage, für die er oft auch mal kritisiert wurde, nämlich, stets nach Höherem strebend, für noch so große Belanglosigkeiten eine viel zu anspruchsvolle Musik zu schreiben. Und das Stück Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien, ein sog. lokales Gemälde aus dem Wiener Alltag, war entgegen seines erwartungsvollen Titels eine Aneinanderreihung solcher Belanglosigkeiten, das trotz Anreicherung mit "gymnastischen Kunstproduktionen" englischer Artisten durchfiel. Suppé hatte zu diesem Stück, das nach drei Tagen wieder abgesetzt wurde, allerdings nur die Ouvertüre zu schreiben, die dann aber zur ersten seiner großen sinfonischen Ouvertüren geraten sollte und die sich bis heute im Repertoire der Konzertsäle gehalten hat.

Am 28. September des gleichen Jahres verwendete Suppé die Ouvertüre in nur leicht abgewandelter Form noch einmal, und zwar für die Posse Der Krämer und sein Kommis, für die er allerdings auch Lieder und Couplets komponierte. Durchgesetzt hat sich im Konzertbetrieb allerdings die Urfassung der Ouvertüre.

u.a.
Zitat

Mit majestätischer Geste wird durch das gesamte Orchester Wien als Thema manifestiert. Dann erinnert ein elegisches Cello-Solo in Moll an die ausklingende Nacht, bis mit dem Sonnenaufgang und der Wendung nach Dur der Tag anbricht, der durch ein zwischen Moll und Dur pendelndes Agitato im italienischen Stil symbolisiert wird; die Nacht markiert ein sich steigernder Galopp, in dessen rasender Eile die Posaunen wieder majestätisch das Thema der Stadt einbringen. Danach hätte es jedes folgende Schauspiel schwer gehabt. Die Musik hatte sich vom Anlass gelöst.

Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé, Werk und Leben
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