Operette Teufel auf Erden






Der Teufel auf Erden

phantastisch-burleske Operette in 4 Akten
Text Karl Juin und Julius Hopp
Uraufführung 5. Januar 1878 im Carltheater, Wien
Der Teufel auf Erden ist eine außerordentlich komische Operette in Art und Haltung der Offenbachiaden. Aus heutiger Sicht ist es unverständlich, das sich das Werk trotz eines Premierenerfolges nicht durchsetzen konnte. Wahrscheinlich war die darin enthaltene Forderung nach mehr Liberalität nicht nur im Kaiserreich, sondern auch später in den Nachfolgestaaten nicht so sehr erwünscht. Und es ist schade, dass man den Teufel bis heute nicht wiederentdeckt hat, denn eigentlich müsste man ihn zu den großen Operetten Suppés zählen. Besonders interessant an dieser Operette ist, dass sie 50 Jahre Wiener Theaterleben widerspiegelt, an welchem Suppé selbst einigen Anteil hatte. Der Bogen spannt sich vom Teufel selbst als uraltem Thema des Wiener Volkstheaters über Travestiestücke aus dem selben Genre sowie Erinnerungen an Offenbachs Orpheus bis zu direkten Bezügen zu früheren Werke Suppés wie Zehn Mädchen und kein Mann, Leichte Kavallerie, Fatinitza, sogar zum Alraun'l und einer szenischen Kopie von Das Pensionat.

Inhalt

In der Hölle herrscht eine Revolte (im Gegensatz zum Orpheus, wo diese im Olymp stattfindet). Satanas, der Fürst der Unterwelt und sein Haushofmeister Mefistofeles wollen die Revolte mit Hilfe der drei wichtigsten Minister, Lucifer, Samuel und Belzebub, niederschlagen. Aber sie sind nicht erreichbar, weil sie von einem Urlaub auf der Erde bisher nicht zurückgekommen sind. Also begeben sich Satanas und Mefistofeles auf die Erde, um nach ihnen zu suchen.

In einem Damenstift enttarnen sie Lucifer in der Person der Vorsteherin Aglaja, die sich gerade vom Fähnrich Reinhart in einem Ablenkungsmanöver zwecks der Entführung ihres Mündels Amanda durch den Kollegen Isidor umgarnen lässt.

In der nahe gelegenen Kadettenanstalt, in welcher die erfolgreiche Entführung gefeiert wird, entdecken sie Samuel in der Person des Kapitäns Donnerkeil, weil dieser gestrenge Vorgesetzte den ihm vorgegaukelten Betrug, zur Feier geladene Ballettmädchen in die Uniform von Kadetten zu stecken, zwar durchschaut, aber durchgehen lässt, weil er sich persönliche Vorteile in Form amouröser Abenteuer davon verspricht.

Im Ballettsaal, in welchem Amanda mit ihrer Schwester, der Tänzerin Rosine, gerade zusammen mit dem Ballettmeister Muzzerelli proben, kommen sie zur Erkenntnis, das der als letztes gesuchte Belzebub wohl in jedem steckt und daher nicht aufzuspüren ist. Inzwischen haben die zurückgeschickten Teufel Lucifer und Samuel die Revolte in der Hölle niedergeschlagen und Satan und Mefistofeles beschließen, wieder dorthin zurückzukehren. Zuvor gibt es noch ein Happy End bei den Protagonisten auf der Erde, nämlich mit Isidor und seiner Amanda und Reinhart mit Rosine.

Musik

Der Teufel auf Erden bietet eine ganze Reihe schöner, und da selten gespielt, vor allem unverbrauchter melodischer Einfälle, die häufig auch eine überraschende Originalität aufweisen. Ist die Musik im ersten Akt sujetbedingt noch teuflisch herb und erinnert in Melodie und Struktur zuweilen an Offenbachs Orpheus, dominiert in den folgenden Akten der von Suppé so bevorzugte italienische Stil. Besonders hervorzuheben sind die Romanze Isidors im Walzertakt „Stern meiner Liebe“, das Finale 1. Akt, welches Romantik in Form eines Liebesliedes "Ich liebe dich so inniglich" mit burlesker Komik und einem flotten Marsch verbindet, die Ariette Reinharts "In des Stiftes schatt’gem Garten nebenan", das Duett "Das zarte Lied, das du so sehnsuchtsvoll gesungen", in dem nochmals die Romanze besungen wird, der Walzer der Tanzprobe aus dem 4. Akt im Stile Josef Lanners, eine Mauresca "Mit heißer feuriger Lust Kastiliens Tochter singt", bei welchem die männlichen Protagonisten mit allerlei Rhythmusinstrumenten ausgestattet werden (Bezug zur "Holz und Strohpolka" aus den Zehn Mädchen) und ein Couplet Mezzerellis aus der Tradition des Wiener Volkstheaters "O du verflixtes Telefon". Im Finale 3. Akt erinnert ein baccanalischer Rundgesang an die (frühere) Fledermaus und an den (späteren) Bettelstudent. Trotz der vielen Anspielungen auf eigene und fremde Werke wird nichts davon direkt zitiert, sondern immer neu erfunden. Suppé Biograph Roser empfiehlt dieses Werk, das er "ein fröhliches, musikalisch anspruchsvolles Ganzes, ein Meisterwerk" nennt, wärmstens zur Wiederentdeckung auf deutschsprachigen Bühnen.

u.a.
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