Operette Cannebas

Carltheater in Wien
Cannebas

komische Operette in 1 Akt 
Text Josef Doppler
Uraufführung 2. November 1872 im Carltheater, Wien.
Die Operette spielt in dem französischen Dorf Sévres im Jahre 1673, vor dem Friedensschluss zu Poßem. Dort findet gerade eine Werber Aktion für neue Rekruten statt. Der Gardeoffizier Pascal Cannebas erzählt seinem Freund, dem Fähnrich Vigarell,  dass er verheiratet sei, ohne seine Frau bisher zu kennen. Bereits als 12-jähriger wurde er mit der 10-jährigen Pauline von Corbes verheiratet, der Alleinerbin des Marquis von Corbes. Die Ehe wurde auf dessen Wunsch geschlossen, weil der Vater von Cannebas ihm einst im Schlachtengetümmel das Leben gerettet hatte. Nach der Trauung wurde er für 8 Jahre in das Kadettencollegium von Versailles gesteckt während seine Frau in Paris weilte. Erst gestern wurde er als Offizier ausgemustert und erhielt Order, zusammen mit Vigarells Kameraden zu der Armee nach Holland zu stoßen. Da sie heute in Sévres Rasttag haben, will er die Gelegenheit nutzen, seine Frau in Paris inkognito zu prüfen. Gefalle sie ihm, will er sie nach dem Krieg als Gatte in die Arme schließen, gefalle sie ihm nicht, solle man ihm in den Kriegslisten als vermisst führen. 

Nun macht Cannebas dem Fähnrich Vigarell den Vorschlag, mit ihm die Rollen zu tauschen, zusammen seine junge Frau aufzusuchen, wobei Vigarell in seiner Rolle als Gatte ihn als seinen Freund bei ihr vorstellen soll. Auf diese Weise könne er seine junge Frau sehen, sprechen und prüfen. Die Gardisten, welche die Unterhaltung verfolgt hatten, werden gebeten, die beiden Abenteurer in ihrem Vorhaben bei Bedarf zu unterstützen. Cannebas schärft den Gardisten extra ein, auf keinen Fall seinen echten Namen zu verraten, sondern immer zu behaupten, dass er Bernhard Vigarell sei, auch dann nicht, wenn er sie in scheinbarer Aufregung dazu auffordere. 

Pikanterweise hat Pauline, die Frau von Cannebas, eine ähnliche Idee wie ihr Mann.  Als sie erfuhr, dass ihr noch unbekannter Gemahl zur Armee einberufen worden war, entstand die Idee, ihm hierher nach Sévres entgegenzufahren. Zusammen mit ihrer Freundin Clairette und ihrem Haushofmeister Augustin setzte sie diese Idee in die Tat um. Sie will sämtliche Offiziere zu einem Fest einladen, welches der Haushofmeister veranstaltet, sodass sie unerkannt ihren Gatten kennenlernen könnte.

Als die beiden Damen bei ihrer Ankunft auf die zwei Offiziere Cannebas und Vigarell treffen, springen sofort die Funken über. Dem Fähnrich hat es die Schwarze angetan (Clairette), während Cannebas die Blonde (Pauline) besser gefällt. Pauline wünscht sich, dass es doch der Blonde von den Beiden (Cannebas) wäre. Als die Offiziere sich vorstellen und Vigarell sich als Cannebas ausgegeben hat, ist Pauline enttäuscht, dass es doch nicht der Blonde ist. Sie bittet Clairette, sie mit dem angeblichen Fähnrich allein zu lassen, um ihn über ihren Mann auszufragen. Clairette geht daher Blumenpflücken, Vigarell bietet sich an, sie zu begleiten und Augustin geht als Aufpasser mit.

Alleingelassen kommen sich Pauline und Cannebas allmählich näher, obwohl Cannebas enttäuscht ist, dass sich Pauline anscheinend für den angeblichen Cannebas (also für Vigarell) interessiert. Als er darüber Auskunft gibt, dass eben jener Cannebas verheiratet sei, bedauern insgeheim beide, dass sie bereits gebunden sind (ohne zu ahnen, dass sie ja miteinander verbunden sind).   

Als Clairette vom Blumenpflücken zurückkommt, berichtet sie Pauline aufgeregt, dass ihr Begleiter ihr den Hof gemacht habe und auf ihre Vorhaltungen, dass er doch verheiratet sei, habe er ihr den Namenstausch mit dem wahren Cannebas gestanden. Pauline beschließt, dass ihr richtiger Mann ob seiner Absicht, seiner Gattin bei Nichtgefallen Adieu zu sagen, wohl eine Strafe verdient habe.

Bei dem anschließend von Pauline gegebenen Fest klärt sie die Gäste darüber auf, dass sie die Garde eingeladen habe, weil sie selbst ein Mitglied dieser Garde sei, nämlich als Gattin des Gardeoffiziers Cannebas. Darauf nimmt den Fähnrich Vigarell zur Hand und verschwindet mit ihm, mit der Bekundung, mit ihrem Gatten eine Weile allein sein zu wollen. 

Cannebas will nun den Irrtum aufklären, aber jetzt rächt sich, dass er die Gardisten dazu verpflichtet hatte, auf keinen Fall seinen wahren Namen preiszugeben. Pauline lässt ihn eine ganze Weile zappeln und erst, als er sich in seiner Verzweiflung mit seinem vermeintlich ungetreuen Freund Vigarell duellieren will, fragt Pauline ihn, ob jener Mann nicht Strafe verdient, der seine ihm unbekannte Frau unter falschen Namen betrachten und sie bei Nichtgefallen verlassen will. Cannebas bittet um Verzeihung und Pauline gewährt sie ihm und nimmt ihn in die Arme.

Sowohl Handlung als auch Musik wurden als schwach empfunden, nur ein Lied vom Papillon konnte gefallen und der Darstellerin der Hauptrolle - der Hosenrolle des Cannebas - wurde bescheinigt, ihre Lieder mit Feuer, Geschmack und großer Wirkung (trotz schwacher Musik?) gesungen zu haben. Hervorzuheben wäre da noch ein Marsch, der auch in der sehr kurzen Ouvertüre vorkommt und der mit seiner preußischen Schneidigkeit schon die Märsche der ca. 30 Jahre später entstehenden Berliner Operette vorwegnimmt.

u.a.
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