Operette Banditenstreiche

Bühnenbild einer Wiener Produktion aus dem Jahre 1963
Banditenstreiche

komische Operette in 1 Akt 
Text von B. Boutonier
Uraufführung 27. April 1867 im Carltheater, Wien.
Inhalt

Lass dich erweichen, 
höre nun der Laute Klang, 
ein trautes Zeichen 
meiner Liebe heißem Drang! 
Ich harre dein 
zum Stelldichein, 
lass uns genießen Brust an Brust 
der Liebe Lust! 
Ach, Lidia, folg' dem Klang, 
dem heißen Liebesdrang!

Gaetano singt dieses Ständchen für seine Verlobte Lidia bei noch geschlossenem Vorhang innerhalb der Ouvertüre. Nach der Ouvertüre schleichen sich Räuber im Schutz der herannahenden Dämmerung auf den Platz eines kleinen Städtchens bei Neapel. Sie sondieren die Lage, bemerken, dass der Bürgermeister im hell erleuchteten Haus Gäste hat, das Haus des Nachbarn aber verlassen ist und sogar eine leichte Möglichkeit zum Einsteigen bietet. Als man gerade diese Möglichkeit nutzen will, kommt der Besitzer, der Professor und Schulmeister Tondolo, angeheitert von nebenan nach Hause. Er erkennt in dem Räuberhauptmann Malandrino, der ihn soeben bestohlen hat, seinen ehemaligen Schüler, der eigentlich Gagliotti heißt. Diesem erzählt er nun, dass er gerade von der Verlobungsfeier der Bürgermeisterstochter Lidia mit dem armen Schlucker Gaetano kommt. Diese Verlobung ist aber geplatzt, da ein Brief eingetroffen ist, in welchem der Millionär Theodosio aus Aversa um die Hand Lidias anhält. Darauf verweigerte der geldgierige Bürgermeister Babbaeo dem Gaetano die Hand seiner Tochter, die er diesem sowieso nur unwillig zugesagt hatte.

Theodosio kommt auch gleich nach dieser Geschichte mit einer Barke an. Malandrino macht Tondolo mit einem Trick zu seinem Komplizen und zusammen überfallen sie den Freier. Als der um Hilfe ruft, kommt die Wache. Malandrino erklärt, Theodosio sei der lange gesuchte Räuberhauptmann und er sei Theodosio. Der einfältige Wachhabende Spaccamonti fällt auf den Schwindel herein und glaubt sogar, in der Physiognomie Theodosios die typischen Merkmale eines Banditen zu erkennen. Malandrino kann also die 1000 Dukaten Belohnung, die Babbeo für die Ergreifung von ihm ausgesetzt hatte, einstreichen und erhält von diesem auch sogleich die Hand seiner Tochter. Lidia erzählt ihrem neuen Verlobten aber, dass sie Gaetano liebt und dieser verspricht, ihr zu helfen.

Als Tondolo von Spaccamonti erfährt, dass der gefangen genommene Räuberhauptmann gehängt werden soll, gibt er sich selbst als Malandrino aus, da er glaubt, dass er daran schuld sei, dass der Falsche verhaftet wurde. Er verlangt von Spaccamonti seine Verhaftung, doch so einfach geht das nicht, dazu braucht der erst eine amtliche Bewilligung.

Gleich darauf kommen die Hochzeitsgäste, Malandrino singt ein Brautlied und seine als Hochzeitsgäste verkleideten Spießgesellen tanzen Tarantella. Mitten hinein platzt Spaccamonti mit Theodosio und bezeichnet nun Tondolo als den wahren Malandrino. Der echte Räuberhauptmann gibt sich jetzt aber als solcher zu erkennen, erzwingt von Theodosio den Verzicht auf Lidia und verschwindet mit seiner Schar, nachdem sie zuvor noch die anderen Hochzeitsgäste um Geld und Schmuck erleichtert haben. Mit einem wilden Galopp (berühmt aus der Ouvertüre) feiern die auf die eine oder andere Art erleichterten Gäste und das Brautpaar das glückliche Ende des verwirrenden Personenkarussells.

Musik

Einer böswilligen Kritik nach der Uraufführung zufolge sei dem Komponisten nach der Ouvertüre "nicht eine glückliche Idee geblieben".  Wir sprechen hier, wohlgemerkt, vom einaktigen Original des Jahres 1867. Der Kritik steht gegenüber, dass die Operette seinerzeit sehr erfolgreich war. Und an gelungenen Musiktiteln, die nicht in der Ouvertüre vorkommen, finden sich: das Auftrittscouplet des Professor Tondolo, das temperamentvolle Auftrittslied des Malandrino "Des Banditen kühnes Ziel", das lustige Ensemble "Die Börse", das Duett Malandrino/Lidia "Bald schon werde ich dein Gatte" in dessen Mitte Lidia eine Arie singt, das Couplet des Polizisten Spaccamonti "Glimmt ein Feuer irgendwo" und das Brautlied als Rundgesang. Hinzu kommen die aus der Ouvertüre bekannten Nummern wie das Melodram aus der Introduktion, das ebenfalls teils melodramatische aber auch sehr kunstfertige Ensemble "Die Ronde" (in der Neufassung "Die Wache") und im Finale der Einzug der Hochzeitsgäste sowie der wilde Galopp als Schlussgesang. Und damit hätten wir eigentlich alle Musiknummern der Originalfassung aufgezählt, die durchweg einer "glücklichen" Eingebung entstammen.

Der hier und da geäußerten Ansicht, die Banditenstreiche seien wegen ihres schlechten Textbuches nicht mehr aufgeführt worden, wird von Suppés Biograph H.D. Roser indirekt widersprochen, welcher der Meinung ist, dass dieses Werk durchaus in seiner "pfiffigen" Originalfassung mit seiner "absurd blitzartigen Schnitttechnik in der Aneinanderreihung der komischen Situationen" auch heute noch (oder wieder) erfolgreich sein könnte.

u.a.
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