Oper Paragraph

Paragraph 3

komische Oper in 3 Aufzügen
Text Moritz Anton Grandjean
Uraufführung 8. Januar 1858 im Hofoperntheater, Wien
Am 8. Januar 1858 konnte Franz von Suppé endlich am Hofoperntheater am Kärntnertor eine eigene dreiaktige komische Oper als Uraufführung dirigieren: Paragraph 3. Bereits anderthalb Jahre zuvor kam es mit dem Librettisten Moritz Anton Grandjean zu einer ersten Zusammenarbeit am Theater an der Wien, und zwar mit einem sog. Charakterbild mit dem Titel Vertrauen. Das Stück erreichte nur zwei Aufführungen, was sich nicht gerade als gutes Omen erwies.

Grandjeans griff in seinem Libretto auf das schon sehr abgenützte Mündel-Vormund-Thema der italienischen Oper zurück. Der Paragraph 3 eines Testaments bestimmt, dass das Mündel Anna eine Erbschaft von 100 000 Gulden nur dann erhält, wenn es heiratet. Der Lösung des Problems stünde nichts im Wege, da der von ihr geliebte Maler Robert dazu willens ist. Aber der habgierige Vormund namens Peter Flaus, seines Zeichens Amtmann und Onkel Roberts, verleugnet im Komplott mit seiner Haushälterin Katharin das Testament, um weiter im Besitz des Geldes zu bleiben. Erst als Robert Katharin als Gespenst erscheint und sie plaudert, kann es zu einem Happy end kommen.

Nach zunächst freundlicher Vorkritik waren die tatsächlichen Rezensionen niederschmetternd. Man warf dem Werk ein Schwanken zwischen Couplet-Genre und opera seria vor. Bäuerles Theaterzeitung mag ja noch freundlich geklungen haben: "Als den gelungensten Teil der Oper möchten wir jedoch jenen bezeichnen, wo das Element des Gefälligen und Leichtgeschürzten vorherrscht, welches Herr Suppé am meisten zuzusagen scheint und auch von seiten des Publikums die lebhafteste Anerkennung gefunden hat." Da waren schon die Weichen für die Operette gestellt, mit der Suppé vielleicht schon heimlich sympathisierte.

Zu hören ist heute gelegentlich noch die Ouvertüre, allerdings kann sie nicht zu den Meisterouvertüren Suppés zählen. Bereits hier wird das angemahnte Schwanken des Stils deutlich zwischen leichter Ironie bei nicht ganz ernst gemeintem Thema in Moll, hurtigem Wechsel in Dur mit französischem Charakter und dann in einen für eine komische Oper ungewohnten Galopp und in ein Polka-Finale, das in seiner Robustheit schon auf das Offenbach'sche Vorbild in seinen späteren Operetten vorausweist.

Nach der dritten Aufführung wurde das Stück am Hofoperntheater wieder abgesetzt.

u.a.
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