Bearbeitung Fatinitza

Fatinitza (Bearbeitungen)
In den 1950er und 1960er Jahren glaubte man, das nachlassende Interesse an Fatinitza vor allem damit zu begründen, dass die Hauptrolle als Hosenrolle angelegt war. Der eigentümliche Reiz der Operette, dass eine Frau einen Mann darstellt, der (in seiner Rolle) wiederum eine Frau spielt, wurde nicht mehr als solcher akzeptiert. Einer der Bearbeiter, Otto Schneidereit aus der ehemaligen DDR, drückte es so aus: "Was das Publikum Richard Strauss [Anm.: Der Rosenkavalier] gestattete, will es von Franz von Suppé nicht ertragen." Seine Version von 1962 macht aus dem russischen Leutnant Wladimir einen "richtigen" Mann und ersetzt die Rolle der Lydia durch eine "echte" Fatinitza.

Bereits 1950 wurde in einer westdeutschen Bearbeitung von Eduard Rogatti und Herbert Witt (Text) und Bruno Uher (Musik) die Hosenrolle ebenfalls durch einen Tenor ersetzt, aber während die Handlung eher dem Original folgt als die DDR-Version, wurden starke Eingriffe in die Musik vorgenommen; so wurden modernere Tanzrythmen eingeführt und dem von Suppé sorgsam instrumentierten Original eine vorgeblich "farbigere Harmonik und Instrumentation" verpasst. Das berühmte Marschlied wurde textlich dem Berliner Gassenhauer angepasst:

Ich bin verrückt nach dir 
du machst mich noch toll. 
Spiel doch verrückt mit mir 
das wär' wundervoll.

Also, da haut es einen auch nicht gerade vom Stuhl. Diese Fassung hat sich übrigens, im Gegensatz zur Darstellung in "Reclams Operettenführer", ebenfalls nicht durchgesetzt. Die wenigen Wiederbelebungsversuche, die es bisher gegeben hat (Bremen, Bad Ischl, Mainz) orientierten sich glücklicherweise wieder am Original.

u.a.
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