A_Fatinitza CD


Fatinitza - 
von der Bühne zur CD

Zu den erfreulichsten Erscheinungen der vergangenen Jahre in Bezug auf vergessene Werke Suppés gehört diese derzeit vorletzte Neuerscheinung einer Suppé Operette auf CD aus dem Jahre 2007. Ohne diese CD wäre wahrscheinlich von der "Ausgrabung" dieses Werkes durch das Lehár-Festival in Bad Ischl im Jahr zuvor allenfalls im alpenländischen Raum Notiz genommen worden. (Es gab zuvor 1995 schon eine Aufführung in Bremen aber ohne besonderen Nachhall). 

Die CD, die auf der Ischeler Aufführung basiert, aber im Studio nachproduziert worden ist, hat sicherlich auch keine riesengroße Resonanz gefunden, aber durch die Marketingmaschinerie des Herstellers und der Händler doch immerhin die Liebhaber erreicht und sorgt bis heute noch für eine hohe Trefferquote in Internet- Suchmaschinen. Bei Experten ist sie allerdings nicht unumstritten - einige urteilen lakonisch, "solange es nichts Besseres gibt muss man sich damit begnügen" aber um es gleich vorweg zu sagen, das kann man trotz einiger Beanstandungen durchaus. Die nachstehende Kritik scheint doch etwas harsch. Gewiss, die Tempi könnten gelegentlich etwas schneller sein, aber allzu forsche Tempi einer DDR-preußischen Fassung, die allerdings nur unvollständig zum Vergleich vorliegt, lassen die österreichische CD aus Bad Ischl zumindest in Teilen gar nicht so übel anhören. Teilweise recht geben muss man dagegen dem vorgenannten Kritiker in Bezug auf die Fehlbesetzung der Lydia durch Zora Antonic, die den schwierigeren Teil der Partie allein aufgrund der Sprachschwierigkeiten nicht meistert, am deutlichsten zu vernehmen bei einem der Glanzstücke der Partitur, der Schlittenfahrtarie. Die langsameren Teile wie Glockenarie und die Duette, Terzette, Quartette kann man dagegen durchgehen lassen. Die übrigen Sängerinnen und Sänger beherrschen ihre Parts recht gut, ausgezeichnet gar Christian Bauer in der Rolle des Reporters. Und das Orchester gefällt, trotz der kritisierten "Klebrichkeit", da es durch seine transparente und präzise Spielweise die Feinheiten der Partitur aber auch die Wucht der Suppé'schen Introduktionen und Finales ausgezeichnet zur Geltung bringt - dass das Franz Lehár Orchester unter Vinzenz Praxmarer sauber intoniert, räumt sogar der mehrfach genannte Kritiker ein.

Die ausführenden Künstler im einzelnen: Stephanie Houtzeel (Wladimir/Fatinitza), Steven Scheschareg (General Kantschukoff), Bernhard Adler (Izzet Pascha), Zora Antonic (Lydia), Christian Bauer (Julian von Goltz) u.a. Chor des Lehár Festivals Bad Ischl, Franz Lehár-Orchester, Vinzenz Praxmarer. - Label: cpo.

Es bleibt jedenfalls ein großer Verdienst der Bad Ischeler Lehár Festspiele und des Labels cpo, dieses beinahe verschollene Meisterwerk Franz von Suppés der Vergessenheit entrissen zu haben.

Uwe Aisenpreis, 01.01.2014
Pressestimme

Wiederbelebungsversuch: Suppés "Fatinitza" ist besser als ihre Aufnahme

[...] Die biedermeierlichen, um nicht zu sagen tranigen Tempi des 27-jährigen, seines Amtes nur schüchtern waltenden Dirigenten Vinzenz Praxmarer erleichtern zwar die keineswegs von allen Beteiligten realisierte Textverständlichkeit, die so wichtig ist, damit der Operettenwitz überhaupt eine Chance hat, zu zünden. Wahren Offenbach-Geist lässt das sonst sauber intonierende Franz Lehár-Orchester aber nur selten aufkommen. Kommt hinzu, dass Zora Antonic mit ihrem sprachähnliche Laute nur partiell absondernden, schlecht fokussierten Walküren-Sopran für die Soubretten-Partie der viel umworbenen, koketten Fürstin Lydia eine Fehlbesetzung ist. Die Dialogregie ist hölzern wie eine "Deutsch für Anfänger"-CD. Man radebrecht "Deutsch" mit aller Länder Zungen. Leider sind kaum Kronländer dabei. Ein Alptraum. Nichts gegen Globalisierung. Aber auf diese Weise wird Operette nicht belebt, sondern gemordet.

Und doch: versucht man die Verwandlung von "holdem Unsinn" (Karl Kraus) in biederen Vorabendserien-Humor, von spritziger Musik in flaue Suppe auszublenden, entdeckt man unter der klebrigen Oberfläche immer wieder entzückende Einzelheiten. Witzige Instrumentaleffekte machen sich in der Farblosigkeit bemerkbar. Und wenn Praxmarer dem Affen mal ohne Rücksicht auf die Sänger Zucker geben kann, dämmert es einem auch, wie Suppé seinen Offenbach austraïsierte: indem er Galopp und Cancan durch Märsche und Walzer ersetzte. Gesucht wird ein Marc Minkowski, der "Fatinitza", die ein Mann ist, der von einer Frau gespielt wird, mit ihren Etappen- und Haremsabenteuern wach küsst.

Quelle: operetta-research-center (Die komplette Kritik ist dort allerdings nicht mehr zu finden)

Pressestimme

Nachdem der Operettenfachmann Volker Klotz die FATINITZA als ein besonders interessantes Exempel der Gattung hervorgehoben hatte, machten Aufführungen in Bremen und Bad Ischl - und die auf der letztgenannten Produktion beruhende CD-Aufnahme - das 1876 uraufgeführte Werk wieder etwas bekannter.

Quelle: Musik + Bühne vom 02.11.2012

Weitere Pressestimmen

Badische Zeitung 08 / 07: "Aus dem rundum homogenen Ensemble ragen Stephanie Houtzeels geschmeidiger Mezzosopran in der charmanten Hosenrolle, die dem Stück den Titel gab, aber auch Zora Antonics rassiger Sopran sowie der Bariton Steven Scheschareg und der Tenor Christian Bauer heraus. Überragende Klangauthentizität. Preisverdächtig."

WDR 3 Hörzeichen 09 / 07: "'Fatinitza ist ein vortreffliches Beispiel für die beißende zeitkritische Komik der jungen Operette."

FonoForum 10 / 07: "Dieses Werk besitzt anarchischen Witz und weiß Charaktere hintergründig zu profilieren."

Rheinischer Merkur 09 / 07: "Eine Wiederbelebung des immer nur sporadisch aufgeführten Meisterwerkes."

Pizzicato: "Hinreißende Operette."

Quelle: Klassika
Share by: